Luftschutzturm Bauart "Winkel" Nike Ibbenbüren

Es handelt sich hierbei um einen Turm der schmalen Bauweise, wie er beispielsweise auch 19 mal auf dem ehemaligen OKH-Gelände in Wünsdorf-Zossen errichtet wurde. Drei ebenfalls fast gleiche Türme entstanden an der Groner Allee (Fa. Crespel und Deiters Stärke) in Ibbenbüren, bei Brochterbeck (Fa. Kröner Stärke) und in Uffeln westlich der Stadt Ibbenbüren (genauer Standort unbekannt / eventuell Bereich heutige Firma Bergschneider Baustoffe am Mittellandkanal). Alle drei Anlagen wurden jedoch mittlerweile entfernt.

Der Turm ist im Sommer völlig mit Efeu bewachsen. Er befindet sich an einem Ausläufer der Nikestraße in der Nähe der Kreissporthalle, direkt an der Umzäunung des heutigen Stromversorgungsunternehmens der Stadt, einem Nebenwerk des Hauptkraftwerkes Ibbenbüren, welches auf dem Berg über der Stadt liegt. Der Turm befindet sich innerhalb des Werksgeländes. Nach Rücksprache dürfte es aber möglich sein, das Gebiet zu betreten. Er entstand als Sonderbau im Zuge des Werkluftschutzes. Auf dem Gelände befand sich von 1913 bis 1958 das ehemalige Kraftwerk der Nike in Ibbenbüren. Heute noch zeugen Schienen von einer derartigen Vergangenheit. Das erklärt wiederum die Existenz des Winkelturmes, errichtet für den Werkluftschutz...

Die Spitze des Bunkers wurde circa 1949 durch elektrisch gezündete Minisprengungen abgetragen, was sehr lange gedauert hat. Es befinden sich an einer Seite des Turmes zwei oder mehr Entfestigungsöffnungen, in denen irgendwann lüfterähnliche Klappen eingesetzt wurden. Der Eingangsbereich besitzt eine außenseitige Beleuchtung. Das Innenleben des heute leerstehenden Turmes war in der Nachkriegszeit im Nutzen des ansässigen Stromversorgers RWE. Vielleicht eine Art Trafostation oder ähnliches. Noch immer befinden sich im Turm viele authentische Installationen und Schriften an den Wänden...

Der Winkelturm wurde von den Ibbenbürener Bürgern "Zuckerhut" genannt.

Der Winkelturm um 1940 im Bau...

Erinnerungen vom Zeitzeugen Herrn Lux zum Nike-Winkelturm: "Oben die Innenverschalung, die Wanddicke auch oben noch mehr als 1/2 Meter (s. Lüftungsrohr oben vorn und Bewehrungsdicke), die äußerst massive Stahlbewehrung, die aufwendige Schalung mit den vielen Einzelelementen, die mit Stahlseilen verspannte Außenschalung, die einfache und schnelle Gerüsterstellung und vieles mehr. Eine solch aufwendige Konstruktion konnte sich auch nur RWE leisten, habe bei Bunkerabbauten im Ruhrgebiet gesehen, dass als Bewehrung oft nur wenige dünne Stahldrähte verwendet worden sind, wegen Rohstoffmangel. Auch den von der englischen Militärregierung verordneten Rückbau (totaler Humbug, ging woanders sowieso nicht) hätte sich RWE sparen können, brauchte Crespel u. Deiters ja auch nicht. Man hatte uns 1945 beim "Einzug" in den Bunker noch beruhigt: "In der Bunkerwand wäre mehr Stahl als Beton". Als größter Vorteil wurde jedoch angepriesen, dass wegen der Schrägen und der Rundung kein Zünder auftreffen könnte und eine Bombe dadurch nicht zur Explosion käme. Deswegen hatten wir (im Flegelalter) darauf gewartet, dass wenigstens eine Artilleriegranate treffen würde, um diesen Effekt zu überprüfen, das passierte aber auch nicht, obwohl in kurzen Abständen überall Granaten eingeschlagen waren, alles war sehr dicht mit Splittern übersät."

Der Winkelturm im Krieg, bzw. kurz nach dem Krieg, noch mit Tarnfarbe...

Aufnahme des LS-Turmes nach dem WK 2 / 1949 kurz vor der Sprengung der Spitze...

Der Turm kurz nach Entfernung der Spitze...

Dieses Bild von 1998 zeigt, dass im Bereich der abgetragenen Turmspitze ein hölzernes flaches Dach aufgesetzt wurde, um das Innere wieder nutzbar zu machen...

Diese Montage zeigt im Vergleich mit einem bauartidentischen Winkelturm in Gießen das verborgene Objekt hinter dem Efeubewuchs.

Erinnerungen vom Zeitzeugen Herrn Lux zum Nike-Winkelturm: "Als die Front kam Ende März 1945 mussten wir mit der ganzen großen Nachbarschaft für etwa 1 Woche in den Spitz-Bunker auf dem Nike-Gelände (der war vorher nur für die „Belegschaft“). Er war innen hell, warm und sehr geräumig, besonders im Keller. Ich meine, er hatte sogar mehrere Kellergeschosse. Er galt damals schon als äußerst sicher, wegen der dicken Betonwände, und weil alle Bomben schräg weggeschleudert würden und deswegen nicht einmal explodieren würden. Nach tagelang anhaltendem Artilleriefeuer war es einige Tage absolut ruhig, alle Kinder (etwa 20, ich war mit 10 Jahren der älteste) durften da erstmals an die frische Luft nach draußen, auf die Holztreppe, aber keinen Schritt weiter. Die Holztreppe war mit Kindern voll besetzt, Aufsicht führte eine Frau Heemann. Bei englischen Soldaten sollten alle sofort beide Hände hochheben, sie machte uns das auch mehrmals vor. Die Soldaten würden sonst sofort auf uns schießen. Endlich stand ein (kanadischer) Soldat mit einer Maschinenpistole unten an der Treppe, keiner hatte etwas bemerkt. Frau Heemann rief laut: „Hände hoch“, und alle (voran die Kleinsten, die noch kaum laufen konnten) rissen vor Schreck ihre Arme in die Höhe. Der Soldat lachte uns aber freundlich an und bedeutete uns mit Gesten, wir sollten die Hände wieder herunternehmen (damit war der Krieg für uns vorbei). Er hatte blitzblank geputzte Stiefel, neue gelbbraune Uniform, akkurate Bügelfalten, ein Käppi mit rotem Bommel und saubere Handschuhe, wir hatten vor den Kämpfen ja nur die abgerissenen schlechten Uniformen der deutschen Soldaten gesehen. Sie mussten alles, auch ihre Maschinengewehre, in Kinderwagen oder mit Fahrrädern schieben."

Mittlerweile ist der Oberbereich des Turmes wieder gut erkennbar, da dort das Efeu bei einem Sturm abgerissen worden war.

2014:

Das Innere:

Erdgeschoss

Keller

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